News
Konflikte um die Zukunft der Landwirtschaft: Proteste konservativerund progressiver Bewegungen in dersozial-ökologischen Transformation
Die Herausbildung eines corporate-environmental food regimes
bringt in Deutschland zwei Gegenbewegungen hervor. Die progressive Bewegung
kritisiert die Umweltmaßnahmen in der Agrarpolitik als unzureichend und fordert
tiefgreifende strukturelle Veränderungen. Die konservative Bewegung hingegen
lehnt Umweltauflagen weitgehend ab und wendet sich gegen eine sozial-ökologische
Transformation. Der Beitrag stellt die Ergebnisse von zwei quantitativen Protestbefragungen vor, die Anfang 2024 auf zwei Protestveranstaltungen in Berlin durchgeführt wurden: Zum einen auf der Demonstration „Wir haben es satt!“, die von der
progressiven Koalition Meine Landwirtschaft organisiert wurde, und zum anderen
auf der konservativen „Kundgebung von Landwirtschaft und Transportgewerbe“.
Zur Analyse der Konflikte um die Transformation der Landwirtschaft untersuchen
wir die Klassenbasis und das Protestanliegen der Teilnehmer:innen. Zudem vergleichen wir agrar- und gesellschaftspolitische Einstellungen beider Bewegungen, um
Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Polarisierungen herauszuarbeiten. Unsere
Daten zeigen, dass sich die agrarpolitischen Einstellungen in beiden Protesten –
abgesehen von wenigen Überschneidungen – signifikant unterscheiden. Besonders
stark polarisiert sind die Einstellungen zur Ökologiebewegung. Wir führen dies auf die unterschiedliche politische Ausrichtung der Proteste zurück. Die Politisierung
der Agrarfrage – so unsere Schlussfolgerung – erschwert eine Konsensbildung zur
Zukunft der Landwirtschaft. Zwar eint beide Bewegungen eine Kritik am corporate-environmental food regime, doch nur die progressive Bewegung formuliert eine
positive Vision einer agrar-ökologischen und sozial eingebetteten Landwirtschaft
der Zukunft.