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[Transcript] • 2025

Politik der Lebensstile und Protest auf der »Wirhaben es satt!« DemonstrationReflexives Wissen in Agrar- und Ernährungsbewegungen

Abstract

Der Beitrag »Politik der Lebensstile und Protest auf der›Wir haben es satt!‹
Demonstration – reflexives Wissen in Agrar- und Ernährungsbewegungen«
von Birgit Peuker, Renata Motta, Judith Müller und Lea Loretta Zentgraf geht der
Frage nach, wie Protest gegen staatliche Politik und eine auf Änderung von
Alltagspraktiken ausgerichtete Politik der Lebensstile in der Protestbewegung
»Wir haben es satt!« verbunden sind. Ausgehend von der Diskussion um das
Verhältnis von »streitbarer Politik« und einer »Politik der Lebensstile« in der
Sozialen Bewegungsforschung und einem Fokus auf Ernährungspraktiken
werden Agrar- und Ernährungsbewegungen in Deutschland empirisch untersucht, wozu neben Dokumentenanalysen, teilnehmenden Beobachtungen
und qualitativen Interviews insbesondere eine quantitative Protestbefragung
der Demonstration »Wir haben es satt!« herangezogen werden. Ein zentrales Ergebnis der Untersuchung ist, dass die Verbindung der »Politik der
Lebensstile« und der politische Protest »Wir haben es satt!« dann überzeugt,
wenn Protestierende ihre politischen Forderungen für ein anderes Agrar- und
Ernährungssystem in ihren eigenen Alltagspraktiken umsetzen und hierfür
Wissen und Fertigkeiten entwickeln. Gleichzeitig können solch soziale Bewegungen wie »Meine Landwirtschaft« als »Lernorte« begriffen werden, denn
die Bewegung vermittelt Werte sozialer und ökologischer Gerechtigkeit, die
sie nutzt, um ihr eigenes Handeln, aber auch das der Politiker:innen und der
Unternehmer:innen zu bewerten.

Lea Zentgraf, Renata Motta, Judith Müller, Birgit Peuker

Forschungsjournal Soziale Bewegungen • 2025

Konflikte um die Zukunft der Landwirtschaft: Proteste konservativerund progressiver Bewegungen in dersozial-ökologischen Transformation

Abstract

Die Herausbildung eines corporate-environmental food regimes
bringt in Deutschland zwei Gegenbewegungen hervor. Die progressive Bewegung
kritisiert die Umweltmaßnahmen in der Agrarpolitik als unzureichend und fordert
tiefgreifende strukturelle Veränderungen. Die konservative Bewegung hingegen
lehnt Umweltauflagen weitgehend ab und wendet sich gegen eine sozial-ökologische
Transformation. Der Beitrag stellt die Ergebnisse von zwei quantitativen Protestbefragungen vor, die Anfang 2024 auf zwei Protestveranstaltungen in Berlin durchgeführt wurden: Zum einen auf der Demonstration „Wir haben es satt!“, die von der
progressiven Koalition Meine Landwirtschaft organisiert wurde, und zum anderen
auf der konservativen „Kundgebung von Landwirtschaft und Transportgewerbe“.
Zur Analyse der Konflikte um die Transformation der Landwirtschaft untersuchen
wir die Klassenbasis und das Protestanliegen der Teilnehmer:innen. Zudem vergleichen wir agrar- und gesellschaftspolitische Einstellungen beider Bewegungen, um
Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Polarisierungen herauszuarbeiten. Unsere
Daten zeigen, dass sich die agrarpolitischen Einstellungen in beiden Protesten –
abgesehen von wenigen Überschneidungen – signifikant unterscheiden. Besonders
stark polarisiert sind die Einstellungen zur Ökologiebewegung. Wir führen dies auf die unterschiedliche politische Ausrichtung der Proteste zurück. Die Politisierung
der Agrarfrage – so unsere Schlussfolgerung – erschwert eine Konsensbildung zur
Zukunft der Landwirtschaft. Zwar eint beide Bewegungen eine Kritik am corporate-environmental food regime, doch nur die progressive Bewegung formuliert eine
positive Vision einer agrar-ökologischen und sozial eingebetteten Landwirtschaft
der Zukunft.

Renata Motta, Lea Zentgraf, Judith Müller, Birgit Peuker

2025

How Democratic Is Just Enough? Critical Reflections on theTransformative Potential of the Berlin Food Policy Council

Abstract

In recent years, global social movements have increasingly challenged the corporate food regime, advocating for socio‐ecological transformations in the agri‐food system. This article questions whether food activists’ discourse and actions may potentially compel a democratic, participatory, and just transformation of food systems, overcoming intersectional food inequalities and embedded power relations. Based on a three‐year empirical case study (2021–2024) of the Berlin Food Policy Council, this article evaluates whether food policy councils can serve as venues for democratic participation, critical whiteness, and just food politics in urban settings, with implications for broader debates on urban social mobilization and transformation in Germany and beyond. Through participant observation, document analysis, and semi‐structured interviews, this research reveals that Berlin’s food policy council predominantly consists of white, German, middle‐class, left‐wing female activists, and is unrepresentative of the city’s population. However, a growing internal awareness of socio‐economic and cultural biases suggests evolving efforts towards greater participation and diverse perspectives. Further, the findings show a recent shift of agenda: from a narrow environmental focus towards a socio‐ecological just transformation, overcoming (at least partially) existing blind spots concerning class, race, and migration history. How and when this occurs is shown through concrete examples of collective actions and changes in discourse. Moreover, the analysis suggests that the Berlin Food Policy Council demonstrates transformative potential through its multiscale approach, engaging in collective action at various levels—from local neighborhoods to regional and transnational initiatives.

Lea Zentgraf

Multidisciplinary Journal for Circular Economy and Sustainable Management of Residues • 2024

SUSTAINABLE INTERVENTIONS TO MANAGE RETAIL FOOD WASTE: A SCOPING REVIEW

Abstract

Der Artikel befasst sich mit der Lebensmittelverschwendung im Einzelhandel und ihren Auswirkungen auf die Wirtschaft, die Nachhaltigkeit, die Lebensmittelsicherheit und das Klima. Er stellt eine Übersichtsarbeit vor, die 43 Studien über Maßnahmen zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen im Einzelhandel identifiziert und kategorisiert, die aus vier elektronischen Datenbanken entnommen wurden.

Die Untersuchung ergab 132 Maßnahmen in 41 Ländern, vor allem in Europa (73,2 %), wobei 86,4 % dieser Initiativen von Supermärkten durchgeführt wurden, die sich sowohl an Verbraucher*innen (50,8 %) als auch an ihre Betriebe (46,2 %) richteten. Die Maßnahmen wurden anhand einer Hierarchie der Lebensmittelverschwendung in sieben Kategorien eingeteilt, wobei der Schwerpunkt auf vorbeugenden Maßnahmen wie Sensibilisierungskampagnen, Preisnachlässen, betrieblichen Optimierungen, gesetzlichen Vorschriften und der Wiederverwendung von Lebensmitteln durch Spenden lag. Diese Strategien sind vielversprechend und sollten weiter erforscht werden, wobei bei etwa der Hälfte ihre ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen quantifiziert wurden.

Die Ergebnisse unterstreichen den Bedarf an verstärkten Forschungsinvestitionen im globalen Süden.

Lea Zentgraf, Ana Maria De Castro, Cézar Luquine Jr., Daniel Conde, Ribka Metaferia

Rethinking sustainability in urban areas • 2024

Rethinking Sustainability in Urban Areas: São Paulo, London, Berlin

Abstract

Published in the book “Rethinking sustainability in urban areas” Lea Zentgraf contributed to the chapter “Sustainable Interventions to Manage Retail Food Waste in São Paulo and London” along with Ana Maria de Castro, Cézar Luquine Jr., Daniel Conde and Ribka Metaferia by addressing urban social and environmental issues like green space degradation, homelessness, and food waste. The research, part of the ‘Global Research Academy’ program, involved doctoral researchers from the University of São Paulo, Freie Universität Berlin, and King’s College London. The study took place in London, Berlin, and São Paulo, comparing these cities’ unique challenges and drawing recommendations for sustainability. The findings, supervised by Professors Fabio Kon, Sérgio Costa, and Dr. Robert Cowley, are available via the USP repository. The program was supported by international cooperation offices from the participating universities.

Lea Zentgraf, Ana Maria De Castro, Cézar Luquine Jr., Daniel Conde, Ribka Metaferia

Springer link • 2024

Broadening the Climate Movement: The Marcha das Margaridas’ Agenda for the Climate (and Other) Crises

Abstract

Klimabewegungen, die von Studierenden und Jugendlichen auf der ganzen Welt (und insbesondere in den reicheren Volkswirtschaften) angeführt werden, haben anerkanntermaßen eine starke Stimme und leisten einen wichtigen Beitrag zu einem radikaleren gesellschaftlichen Wandel zur Bewältigung der Klimakrise. Es wird jedoch wenig über den Beitrag der Volksgruppen gesprochen, die sich seit Jahrzehnten mobilisieren und umfassendere strukturelle Veränderungen fordern – mit Vorschlägen, die sich mit Umweltfragen im Allgemeinen und der Klimakrise im Besonderen befassen -, die aber nicht direkt in klimapolitische Arenen wie die Klimakonferenzen der Vereinten Nationen eingebunden sind. In der Regel werden sie als verwundbar, als diejenigen, die am stärksten von den Klimaereignissen betroffen sind, als Opfer und Empfänger*innen von Anpassungsstrategien oder als widerstandsfähig dargestellt, aber nur selten erscheinen die Volkssektoren als Akteure der Transformation. Kritische Wissenschaftler*innen haben sich dafür ausgesprochen, die Klimakrise als Teil mehrerer Krisen zu verstehen, darunter die Krise der biologischen Vielfalt, eine Krise der Fürsorge und eine Krise der Demokratie. Indem wir unseren Artikel in diese Wissenschaft einordnen, argumentieren wir, dass die wissenschaftliche und gesellschaftliche Debatte über den Klimawandel von einer Erweiterung des Spektrums der sozialen Subjekte, die als Teil der Klimabewegung betrachtet werden, profitieren wird. Auf der Grundlage unserer Forschung mit ländlichen feministischen Volksbewegungen in Brasilien und insbesondere mit der Koalition Marcha das Margaridas gehen wir auf folgende Fragen ein: Wie sind ihre Diagnosen und Vorschläge zur Überwindung der Klimakrise in ihr breiteres Transformationsprojekt eingebettet? Und wie beeinflusst ihre politische Identität innerhalb von Klassen-, Geschlechter- und ländlichen Ungleichheitskategorien ihre Positionen?

Marco Antonio Teixeira, Renata Motta